Ihr habt den SBF geschafft. Und nun?

Wenn ihr bis hierhin gekommen seid, und den SBF Binnen und/oder See endlich bestanden habt, geht die Reise natürlich erst richtig los. Und zwar auf dem Wasser. Ihr habt damit nun den Pflichtteil geschafft, der euch rein rechtlich sogar für die Atlantiküberquerung reicht.

Alles andere, das haben wir ja in unserem Artikel zum Einstieg ins Segeln schon erwähnt, ist sehr individuell und abhängig davon,

  • was ihr eigentlich gerne machen wollt,
  • wo ihr unterwegs sein wollt,
  • wie oft ihr unterwegs sein wollt,
  • mit welchem Boot (und mit wessen Boot).

Hier eine Kurze Zusammenfassung der weiteren „Scheine“ für Sammler und Interessierte:

Fachkundenachweis (FKN)

Dieser Schein berechtigt dich zum Erwerb und Transport von ganz bestimmten Seenotsignalmitteln. An Bord verwenden darfst du sie ohne Schein. Aber nur im Notfall und nach Anweisung vom Schiffsführer. In der Praxis heißt das: Wer ein eigenes Boot hat oder plant, der braucht den Schein, um in Deutschland die Seenotsignalraketen und Fallschirmraketen alle paar Jahre neu kaufen zu können. In den Niederlanden ist das Material wiederum überall frei verfügbar. Und wer Boote nur chartert, der muss sich um die Beschaffung gar nicht erst kümmern, das muss der Vercharterer leisten.

Was dafür spricht ist der geringe Lernaufwand und die Einweisung in die praktische Handhabung der Seenotsignalmittel. Bootsschulen können den kompletten Stoff an 1-2 Abenden vermitteln. Unser Online-Videokurs dauerte etwa 5 Stunden. Die Prüfung ist dann auch in gefühlten 15 Minuten abgefrühstückt. Ich habe sie nebenher mit einem Funkzeugnis gemacht.

Funkzeugnis Binnen (UBI) und Funkzeugnis See (SRC)

Diese beiden Funkzeugnisse sind leider beide kaum vermeidbar für alle, die auf größeren Yachten oder Motorbooten unterwegs sein wollen. Schiffsfunk ist eine sehr wichtige und nützliche Hilfe, um sich mit anderen Schiffen oder Stationen an Land zu verständigen, bspw. Verkehrszentralen.

Wir haben schon mal den Tower des Militärflugplatzes auf Vlieland angefunkt. An mehreren Tagen zuvor konnte man die MG-Salven der Flugzeuge bei ihren Schießübungen hören. Als wir irgendwann weiter nach Texel wollten, haben wir uns vor dem Durchqueren des Schießgebietes vergewissert, dass wir nicht als Zielübung enden. Die freundliche Stimme hat uns die Durchfahrt erlaubt und wir konnten beruhigt den kürzeren Weg mitten hindurch wählen.

Wer nur ein Hausboot irgendwo im Binnenrevier mieten möchte, der benötigt diese Scheine nicht zwingend. Zumindest, solange kein Funkgerät an Bord verbaut ist. Denn schon das Mitführen des betriebsbereiten Funkgerätes erfordert einen Funkschein. Daher gilt auch hier: wer nur 1x einen Bootsurlaub mit der Familie plant, der kann drumrum kommen. Wer häufiger chartert oder ein eigenes Boot kauft, dem wird das einfache Revier womöglich irgendwann zu klein, oder man findet nur Boote mit eingebautem Funkgerät. Dann lässt sich der Funkschein immer schwerer vermeiden.

Funkzeugnis See (LRC)

Ein Long Range Certificate (LRC) ist für die Sportschifffahrt nur dann erforderlich, wenn ein Funkgerät für den weltweiten Seefunkdienst GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) an Bord installiert ist, welches über die Reichweite des üblichen UKW-Funks hinausgeht.

Ein solches Grenz- oder Kurzwellenfunkgerät ist in erster Linie für Schiffe auf Hochseetörns oder Atlantiküberquerungen relevant. Es ermöglicht die Kommunikation über weite Distanzen. Also dann, wenn innerhalb von etwa 30 Seemeilen keine Küstenfunkstelle oder andere Schiffe zu erwarten sind. Es ist ein zentraler Bestandteil des Sicherheitskonzepts des GMDSS, da es die Teilnahme am weltweiten Seenotverkehr, das Senden von DSC-Notrufen und den Empfang von Sicherheitsmeldungen und Wetterfaxen ermöglicht.

Heutige Satellitendienste wie Starlink oder Iridium können zwar für private Kommunikation und das Abrufen von Wetterdaten genutzt werden, sind aber kein vollwertiger Ersatz für ein GMDSS-Funkgerät. Im Seenotfall kann eine EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) oder eine PLB (Personal Locator Beacon) zwar ein Notrufsignal an eine Satellitenzentrale senden, aber sie ermöglichen keine Kommunikation mit anderen Schiffen, die sich in der Nähe befinden und Hilfe leisten könnten.

Wer sich hauptsächlich in Küstengewässern aufhält, also Nordsee, Ostsee, oder Mittelmeer, der benötigt kein LRC-pflichtiges Funkgerät. Erst wenn man plant, weite Strecken auf hoher See zurückzulegen und am GMDSS teilzunehmen, wird ein solches Gerät und damit der LRC relevant. Kurzum: Es sind nur wenige, die in diesem Bereich unterwegs sind.

Sportküstenschifferschein (SKS)

Der SKS ist nach dem SBF See wohl der wichtigste Schein für Yachtsegler außerhalb von Binnenrevieren. Warum? Es ist der erste Schein, bei dem man in der Prüfung tatsächlich eine tonnenschwere Yacht segelt. Die Theorieausbildung enthält die in der Seeschifffahrt wichtige Gezeitennavigation und die vorgeschriebene intensive Vorbereitung auf die Praxisprüfung lehrt den grundlegenden Umgang mit dem Dickschiff. Damit ist der Schein in zweierlei Hinsicht wichtig:

  • Zum einen ist der Schein eine sinnvolle Begleitung und Lernkontrolle für diejenigen, die sich in Richtung Küstensegelei entwickeln wollen.
  • Zum anderen ist er auch praktisch relevant beim Chartern. Viele Vercharterer verlangen einen Nachweis, dass ihr wisst was ihr tut, bevor sie euch ein 200.000€ teures Boot geben.

Aus unserer Sicht gilt daher: Wer ernsthaft die Meere als Schiffsführer befahren will, kommt irgendwann nicht drumherum, den SKS-Stoff ohnehin zu lernen. Wer sich damit begnügt, nur „mitzufahren“ und stets einen erfahrenen Schiffsführer und Mannschaft dabei hat, kann auch komplett ohne SKS und Sportbootführerscheine auskommen.

Als Paar oder Familie sollte man zudem nicht außer Acht lassen, dass auch der Schiffsführer über Bord gehen könnte. Es sollten daher zumindest beide wissen, was sie tun. Gemeinsames Training kann hier zwar schon reichen. Aber wenn schon einer in die SKS-Ausbildung geht, sollte der Partner auch gleich mitmachen. Nach unserer Erfahrung fällt bei vielen Paaren das „ich bringe es dir später bei“ nämlich deutlich knapper aus, als es für den Ernstfall nötig wäre. Nicht weil der Erfahrene zu wenig lehren will, sondern weil es für den Unerfahreneren bequemer ist. Der Urlaub soll ja erholsam sein und die Zeit ist dann auch viel zu schade für Training. Im Ergebnis trägt der Schiffsführer an Bord ein deutlich höheres Risiko als die Mannschaft.

Sportseeschifferschein (SSS)

Wer gewerblich segeln möchte, der braucht den SSS. Für alle anderen ist er optional.

Ich selbst habe ihn erst ca. 5 Jahre nach dem SKS angefangen, weil mich das Gefühl überkam, dass mir mehr theoretisches Hintergrundwissen und eine tiefer gehende Praxisausbildung mehr Selbstsicherheit als Schiffsführer beim Bewältigen von unerwarteten Situationen geben könnte. Er sollte für mich eine mentale Stütze sein, um mich weiter raus zu trauen.

Tatsächlich ist der SSS eine spannende Erfahrung. Die Theorieausbildung ist sehr tiefgehend. Man muss sich mit vielen Aspekten gleichzeitig befassen. Da es keine Fragenkataloge gibt, muss man das vorhandene Material sehr kleinlich lernen und verstehen. In dieser Hinsicht ist der SSS für meine Bedürfnisse genau die richtige Begleitung und Lernkontrolle.

Was die praktische Ausbildung angeht, so ist das persönliche Urteil sicher stark davon abhängig, wo man die Ausbildung macht und wie viel Zeit man für nicht prüfungsrelevante Dinge hat. Die praktische Prüfung ist nämlich darauf ausgerichtet, eine fremde Crew anzuweisen. Klare Befehle und Kontrolle über die Mannschaft ist hier elementar, insbesondere wenn sie Fehler machen. Und das stellt mich vor große Probleme. Denn wir segeln zu zweit, unsere Abläufe sind oft lange vorher abgesprochen, mehrmals geübt und laufen oft wortkarg ab. Plötzlich jede Kleinigkeit ansagen zu müssen ist für mich eine große Umstellung. Dagegen sind die neuen Inhalte, wie Radarfahrt oder Notfallmanagement zwar eine willkommene Erfahrung, in der Prüfung waren sie aber nicht mein Unheil.

Was gegen den Schein spricht sind die vergleichsweise hohen Kosten für Kurse und Prüfgebühren, sowie der enorm hohe Zeitaufwand. Ich rate dringend davon ab, den Schein „einfach so und möglichst schnell“ zu machen. Macht was besseres mit eurer Zeit und eurem Geld (z.B. segeln). Wenn ihr aber glaubt, dass ihr in eurer Entwicklung irgendwie stagniert und nicht mehr weiter wachst, ist der lange Weg zu diesem Schein eine neue Herausforderung und gibt euch vielleicht neue Impulse oder Selbstvertrauen, um euch in neue Gewässer zu wagen. Ob ihr den Schein braucht, wird euch euer Bauchgefühl eines Tages verraten. Oder eure Geschäftsidee als gewerblicher Segler.

Näheres zum SSS und der Vorbereitung werden wir in einem künftigen Erfahrungsbericht zusammenstellen.

Sporthochseeschifferschein (SHS)

Dieser Schein ist nur für eine ganz kleine Randgruppe von Seglern relevant. Er beschäftigt sich mit der Schiffsführung auf Ozeanen und ist ein reiner Theoriekurs ohne praktische Prüfung. Wenn du ihn brauchst, wirst du es fühlen. Bis es soweit ist, vergehen aber einige Jahre und viele Tage und Nächte auf See. Mach dir also keinen Stress und vergiss erstmal, dass es ihn gibt.

Bodenseeschifferpatent

Wer hier regelmäßig auf dem Bodensee segeln oder motoren möchte, kann über diesen Schein nachdenken. Er existiert, weil der Bodensee an drei Länder grenzt und alle drei ihre eigenen Bestimmungen haben.

Wer nur einmalig oder nur 1x im Jahr hier unterwegs sein will, der kann stattdessen auch das Ferienpatent beantragen. Dieses ist eine zeitweilige Anerkennung eines gültigen Bootsführerscheines der Bodensee-Uferstaaten und wird nur ein mal im Jahr für maximal 30 Tage ausgestellt. In unseren Augen ist die Möglichkeit des Ferienpatents eines der Hauptargumente, den SBF Binnen gleich „unter Segel und Motor“ zu machen.

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