Neben der physischen Skippermappe solltest du dir Gedanken über deine digitale Skippermappe machen. Grundsätzlich muss das nicht viel mehr sein, als ein Ordner auf deinem Handy oder Tablet. Wenn da die Details nicht wären.
Technische Einrichtung einer digitalen Skippermappe
Nur einige Punkte zur Einrichtung solltest du dabei beachten: Du solltest die Daten möglichst auf mehreren Geräten zur Verfügung haben. Die Geräte sollten nach Möglichkeit leicht synchronisierbar sein, damit die Daten auf allen Geräten identisch bleiben. Wichtig: die Daten sollten nicht nur online, sondern lokal auf dem Gerät gespeichert werden können und auch lesbar sein, da du nicht überall Internet haben wirst.
Die einfache Cloud-Lösung?
Wir verwenden Google Drive für die einfache Ablage von Dateien, von der aus unsere Geräte laufend die Änderungen synchronisieren. Auch andere Dienste wie beispielsweise Dropbox oder iCloud könnten genauso hilfreich sein. Achte nur darauf, für den gesamten Haupordner deiner Skippermappe das Häkchen zu setzen, mit dem du die Daten offline verfügbar machst. Hat dein bevorzugter Dienst diese Funktion nicht, solltest du überlegen, deine digitale Skippermappe bei einem anderen Dienst abzulegen. In unserem Beispiel erlaubt die Google Drive App für Android dieses Häkchen nur für einzelne Dateien, nicht für einen ganzen Ordner. Das ist sehr umständlich.
Für extra Datenschutz: Nextcloud
Wenn du technisch experimentierfreudig bist oder amerikanische Cloud-Dienste vermeiden möchtest, könnte Nextcloud eine datenschutz-freundliche Alternative sein. Es muss aber irgendwo gehostet werden. Das geht mit etwas Wissen auch günstig zu Hause auf einem kleinen Webserver. Es gibt aber auch kostengünstige Anbieter, die für ein paar € im Monat sogar komplett verwaltete Dienste anbieten. Der Vorteil von Nextcloud ist, dass für alle gängigen Gerätetypen Sync-Apps existieren, die unsere Anforderungen von oben erfüllen. Zudem fungiert es auch als Plattform für weitere Apps, beispielsweise Joplin als kostenlose Alternative zu Evernote, diverse Todo-Apps, oder den eigenen Kalender. In Summe kann man also mehrere kostenpflichtige Apps durch eine datenschutzfreundlichere Lösung ersetzen.
Ich persönlich betreibe eine eigene Nextcloud-Installation seit Jahren, und bin nur gelegentlich daran verzweifelt. Andere Dienste sind da nicht besser. Es sind nur andere Dinge, die einen ärgern, beispielsweise fehlende Offline-Synchronisation für ganze Ordner.
Stromversorgung
Vergiss auch nicht, dass du die Geräte laden musst. Nicht alle Boote haben Wechselrichter um den passenden Strom für die Ladegeräte zu erzeugen. Zudem sind normale 220V Steckdosen tendenziell knapp. Daher solltest du einen guten und überdimensionierten 12V Ladeadapter und die passenden Ladekabel mitnehmen und als Teil deiner Skippertasche fest einplanen.
Inhalt der digitalen Skippermappe
Was du in deiner digitalen Skippermappe definitiv aufbewahren solltest:
- Alle Tafeln und Checklisten, die du gedruckt und ggf. laminiert in deiner physischen Skippermappe mitführst, solltest du nochmal digital dabei haben.
- Das Handbuch für den Motor. Vor dem Ablegen solltest du vor Ort nochmal danach im Internet suchen. Denn manche Hersteller geben Handbücher nur raus, wenn man vorher die Modell- und Seriennummer in ein Webformular einträgt. Diese Informationen kannst du natürlich nur vor Ort auf dem Boot von einer Plakette am Motor ablesen. Mit der Zeit werden sich dann so einige Handbücher ansammeln, die du gut katalogisieren solltest.
- Ebenso solltest du das Handbuch für den Kartenplotter und das Handbuch für das Funkgerät suchen. Die Geräte sind zwar ähnlich, aber dann im Detail doch sehr unterschiedlich. Nichts ist nerviger, als unterwegs etwas zu suchen und sich zu wundern, wo man denn dieses eine Menü findet.
- Fotos oder Scans deiner persönlichen Dokumente. Für den Fall, dass du etwas verlierst, oder im Notfall an Bord zurücklassen musst, hast du wenigstens eine Restchance, die Kopien digital auf dem Handy retten zu können.
- Alle Dokumente aus unserer Liste frei verfügbarer amtlicher Publikationen. Die Unterlagen sind sehr hilfreich und enthalten viele nützliche Informationen für dich oder für die Crew.
- Fotos vom Boot vor der Abfahrt. Egal ob Charter- oder Eigner-Boot, es ist immer gut, den Zustand vor Reisebeginn mit Fotos so umfangreich wie möglich zu dokumentieren. So kann man ausschließen, dass man bei der Übernahme übersehene Schäden wenigstens mit Fotos dokumentiert hat, auch wenn sie nicht im Protokoll erscheinen. Diese Fotos haben uns schon mal die Kaution gerettet, da uns der Vercharterer eine alte Macke im Gelcoat ankreiden wollte.
Bücher
Was ich ebenfalls langfristig in die eigene Strategie einplanen würde sind Bücher als E-Book im PDF oder EPUB Format. Alles, was dir helfen könnte, solltest du in deine digitale Bibliothek aufnehmen. Ich empfehle PDF oder EPUB statt Kindle, denn mit den offenen Formaten ist man nicht an den Dienst von Amazon gebunden, und kann die Dateien auf nahezu allen Geräten öffnen, bspw. auf jedem wasserdichten Ebook-Reader, Tablet, etc.
Digitale Bücher bieten zudem bieten sie einen charmanten Vorteil: Man kann sie sich mittels Text-to-Speech vom Handy vorlesen lassen. So habe ich mir für meine SSS-Prüfung die „Seemannschaft“ 3x während der Autofahrten vorlesen lassen. Die Qualität der Sprachsynthese variiert mit der TTS-Engine. Und mancher Inhalt, vor allem Rechtstexte, kann man sich einfach nicht anhören. Für alles andere, Wetter, Seemannschaft, oder Reparaturratgeber ist das Vorlesenlassen durchaus nützlich.
Als Format hat sich für mich übrigens EPUB über PDF bewährt. Ich war nämlich neugierig und habe ganz dekadent die „Seemannschaft“ in beiden Varianten gekauft. Das EPUB wird um unnötigen Text bereinigt. Seitenzahlen, Kapitelnummerierung oder Seitenüberschriften werden dann nicht mehr vorgelesen. Dadurch ist der Textfluss sauber. Die optische Darstellung kann zudem flexibel an verschiedene Display- und Schriftgrößen angepasst werden. Das Layout von PDFs entspricht dagegen exakt der Printversion. Das Lesen auf kleinem Handydisplay erfordert viel Zoomen und wischen. Nachteilig ist hingegen, dass die Bilder als Rastergrafik gespeichert werden. Bei größeren, komplexeren Darstellungen ist das PDF deutlich detailreicher.
Zusammenfassung
Eine digitale Skippermappe ist neben der physischen Skippermappe ein wesentlicher Bestandteil der Organisation und Durchführung eines Segeltörns. Sie benötigt anfangs etwas Fleiß, ist aber im modernen Bordalltag unverzichtbar. Wer darauf verzichtet, verschenkt wertvolle Ressourcen, die sowohl den Komfort, als auch die Sicherheit an Bord verbessern können.